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AutorenbildMalyavati Klapper

Der Wolf - Krafttier und uralter Begleiter des Menschen

Aktualisiert: 22. Juni 2023


Da wir in Österreich in letzter Zeit immer wieder in Angst und Schrecken versetzt werden durch Berichte von umherstreifenden Wölfen, möchte ich dem Wolf gerne einen Artikel widmen. Als Tiertrainerin bin ich natürlich von jenen Tieren fasziniert, die einst eng mit uns Menschen zusammenarbeiteten. Es ist nicht meine Absicht mit diesem Beitrag Wölfe zu verniedlichen. Sie sind weder Hunde noch Kuscheltiere. Sie sind hochintelligente Kreaturen und ganz und gar nicht zahm - und doch haben wir es tausende von Jahren geschafft mit ihnen zusammen zu leben und sie sogar als Partner an unserer Seite zu haben. Ich glaube wir Menschen vergessen manchmal, dass nicht der Wolf oder der Bär, sondern der Mensch das gefährlichste Raubtier auf diesem Planeten ist.

Darum bitte ich dich, diesen Artikel mit offenem Herzen zu lesen.


Struktur, Disziplin und Kommunikation

In ihrer Lebensweise haben Wölfe sehr große Ähnlichkeit mit anderen hochintelligenten Säugetieren – wie z.B. Delphine, Wale und Menschenaffen. Sie haben eine ausgeprägte Familienstruktur, besitzen eine hohe soziale Intelligenz, eine gute Portion Disziplin und ein komplexes Kommunikationssystem. Diese Tiere scheuen keine Mühe Streit zu verhindern. Harmonie und Disziplin stehen in einem Rudel an erster Stelle.


Die Familie - die Mama hat das Sagen!

Ein Rudel besteht aus dem Elternpaar und den Kindern - Welpen und Jungwölfe. Sobald die männlichen Jungtiere alt genug sind, gehen sie auf Wanderschaft um eine Partnerin zu finden und ihre eigene Familie zu gründen. Diese jungen Wölfe legen oft immens große Strecken in kurzer Zeit zurück. Wölfe gehen nämlich kaum im Schritttempo, sie traben vor allem – oder sie laufen.

Wie die meisten Rudel- und Herdentiere ist auch eine Wolfsfamilie matriarchalisch angelegt. Das heißt: das Tier, das die wichtigen Entscheidungen im Leben des Rudels trifft – z.B. in welche Richtung es zieht, wann Pause gemacht, gejagt, gegessen, gerastet oder weitergewandert wird – ist die Rudelmutter. Dies wissen wir übrigens erst seit kurzer Zeit – es ging aus Beobachtungen von frei lebenden Wölfen in Alaska hervor.


Der Beste Freund des Menschen

Wölfe waren einst unsere engsten Verbündeten. So eng waren wir verbunden, dass wir unser Essen und sogar unser Heim mit diesen Tieren teilten, sie ausbildeten und zu züchten begannen. Ja, der Beste Freund des Menschen stammt vom Wolf ab. Wölfe waren also unsere Partner. Diese Partnerschaft entstand nicht zufällig, sondern höchstwahrscheinlich daraus, dass Wölfe uns in ihrem sozialen Verhalten stark ähneln und wir uns daher gegenseitig schätzten und respektierten.


Was uns indogene Völker über den Wolf lehren

In der nordamerikanischen und keltischen Tradition ist der Wolf noch heute ein hochgeschätztes Tier. Er steht für Familie, Sicherheit und Schutz. Als spiritueller Begleiter oder Krafttier gibt der Wolf Einblick in die tiefsten Tiefen des Selbst, schärft unsere Intuition, stärkt das Vertrauen in uns selbst, sowie unser Urvertrauen. Der Wolf schenkt uns allem voran - Weisheit. Der Wolf lehrt uns unsere eigene Stärke und Kraft zu finden, indem wir uns unseren tiefsten Ängsten stellen. Geht man eine bewußte Verbindung mit der Energie des Wolfes ein, findet man eine innere Sicherheit, einen tiefen Frieden, der einen auch in Zeiten der Herausforderung nicht verlässt, behaupten die Naturvölker Nordamerikas.


Eine Geschichte der Cherokee

Die Cherokee erzählen ihren Kindern folgende Geschichte:

Ein Cherokee Elder sagt zu seinem Enkel:

„Jeder Mensch trägt zwei Wölfe in sich, die ständig gegeneinander ankämpfen. Einer davon ist dunkel. Er ist voller Wut, Eifersucht, Sorge, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Schuld, Groll, Verbitterung, Reue, Lügen, Minderwertigkeit, Überheblichkeit und Ego. Der andere ist licht – er ist voller Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Heiterkeit, Demut, Güte, Liebenswürdigkeit, Empathie, Wahrheit, Großzügigkeit, Mitgefühl und Vertrauen.“

„Wenn sie ständig miteinander kämpfen, welcher Wolf gewinnt am Ende?“ Fragt der der Enkel.

„Der den du fütterst", erwidert der alte Stammesvater.

Obwohl das schon ein sehr tiefgründige Endmoral wäre, geht die Geschichte weiter.

Denn der Cherokee Elder sagt dann:

„Wenn du beide Wölfe richtig fütterst, dann gewinnst du. Fütterst du nämlich nur den lichten Wolf, dann wird der dunkle Wolf immer voller Wut sein und im Versuch deine Aufmerksamkeit zu erheischen wird er auf eine Gelegenheit warten, dich anzuspringen und zu überrumpeln. Nimmst du den dunklen Wolf jedoch bewußt wahr und gestehst ihm einen Platz neben dem lichten Wolf zu, werden beide Wölfe zufrieden sein. Dann wirst du die konstruktive Eigenschaften des dunklen Wolfes erkennen – Eigenschaften wie Angstlosigkeit, Durchsetzungskraft und strategisches Denken. Das sind die Dinge, die dem lichten Wolf fehlen. Aber der Lichte Wolf hat dafür Mitgefühl, Fürsorge, Stärke und allem voran die Fähigkeit zu wissen, was das Beste für alle Beteiligten ist.“

„Fütterst du nur einen der Wölfe, wird der andere hungern und beide werden unkontrollierbar werden. Wenn du beide anerkennen und akzeptieren kannst, werden sie dir im Gegenzug dienen. Sie werden dann nichts tun, was nicht Teil von etwas Größerem ist. Etwas Gutem. Etwas für das Leben. Füttere beide richtig und sie werden nicht ständig um deine Aufmerksamkeit kämpfen- und wenn kein Kampf mehr in deinem Inneren tobt, dann wirst du die Stimme einer tieferen Weisheit hören, die dich durchs Leben führt und antreibt immer nur das zu wählen, was in jedem Augenblick das richtige für dich ist."

"Frieden zu finden, mein Sohn, ist die Aufgabe eines Cherokee. Eine Frau oder ein Mann, der von einer inneren Schlacht zerissen ist, besitzt nichts im Leben. Rein gar nichts. Wie du mit polarisierenden Kräften umgehst bestimmt den Weg deines Lebens. Lebe in ständigem Konflikt indem du nur einen Wolf fütterst und den anderen hungern lässt - oder lerne beide Wölfe zu führen und lehre sie dadurch dir zu dienen.“





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